Hola Compays, que lo que?? ( dominikanisch: Hallo Freunde, wie gehts?)
als erstes darf ich euch sagen, dass es mir sehr gut geht und mir die ganze Sache hier so was von gefällt : )) Ich schicke euch jetzt gerade meinen ersten Bericht, welchen ich gerade unter karibischen Himmel auf dem Dach meiner neuen WG, neben Palmen und einem dunklen Stadtviertel geschrieben habe.
Also wo soll ich anfangen?? Es gibt wahnsinnig vieles zu erzählen, darunter viele Sachen, welche man eigentlich gar nicht beschreiben kann, man muss sie erleben um sie auch verstehen zu können. Ich versuche dennoch mein bestes um euch einen kleine Beschreibung zu liefern.
25 Grad Celsius, hohe Luftfeuchtigkeit, das sind die ersten Sachen, die mir einfallen, wenn ich an unsere Ankunft denke, man muss dazu sagen, dass unsere Ankunft nachts um 3 Uhr war, die Hitze, tagsüber mindestens 35 gefühlte Grad Celsius, macht hier schon einen richtig müde und fertig, aber wir gewöhnen uns langsam daran. Das zweite Erlebnis war das Warten am Flughafen, warum ich das hier nenne hat was mit den Kommunikationsproblemen mit unseren Vorgängern zu tun, weshalb wir 8 Stunden gewartet haben, das sind sogar für dominikanische Verhältnisse viel ; )).
Um ein bisschen Struktur in all meine Impressionen und Gedanken über mein Leben hier zubekommen werde ich noch über 4 Sachen in diesem ersten Bericht schreiben, das sind der Verkehr hier, unsere WG, das Projektumfeld und ein wundervolles „Cafe von leche“ Fußballturnier, welches unsere Vorgänger organisiert haben.
Der Verkehr: Die Mentalität der Menschen hier, die nicht wirklich vorhandenen Regeln, die kaputten „Straßen“ ( naja zum Teil Straßen; )) )sowie der Stress und die vielen Menschen der capital, so wird voller Stolz Santo Domingo genannt, verursachen eine unglaubliche Mischung an Chaos : )) Jeder fährt wo er will, jeder hupt wo er will, jeder parkt wo er will, ich sage euch das reinste Chaos hier: 2 spurige „Straßen“ werden zu 4 oder 5 spurigen, man fährt auf Gehwegen, über rießige Schlaglöcher, über rote Ampeln, Hauptsache die Hupe funktioniert, nicht zu vergessen die slalomfahrenden Autos wegen der Schlaglöcher. Allein die öffentlichen Verkehrsmittel sind ein Bericht für sich wert: Taxis die man selbst anschieben muss und schlußendlich von Pferden mitten auf Verkehrsknotenpunkten einer Millionenstadt überholt werden, Carros Públicos, welche auch eine Art Taxi sind, welche oftmals mit Schnüren zusammengehalten werden und keine aufmachbaren Türen mehr haben. Diese Carros sind ganz normale Autos, haben ein grünes oder gelbes Dach und mit ihm fahren meistens 7 Personen : )) Noch besser sind die Guaguas, alte Kleinbusse, z.B. VB Busse, diese werden je nach Größe mit bis zu 40 Menschen „beladen“, die große Schiebetüre fehlt oftmals, gefährlich aber man kann besser einsteigen ; )) Egal welches Transportmittel, es kommt häufig vor, dass sie fast auseinanderfallen oder zum Beispiel kaputte Scheiben haben, wie gesagt am besten selbst erleben. Achja und zum links abbiegen fahren hier echt viele einfach auf der Gegenspur.
Unsere WG: Wir wohnen im landesweit bekannten Barrio ( Stadtviertel) Los Alcarrizos ( 100 000 Einwohner) von der Hauptstadt Santo Domingo, landesweit deshalb, weil sehr viele Menschen aus der ganzen Dominikanischen Republik wegen fehlender Arbeit ihr Glück in der Capital versuchen, sowie viele Haitianer, welche wegen sozialen Unruhen im Nachbarland in Richtung Santo Domingo flüchten, dort finden die meisten keinen Anschluß an die Gesellschaft und landen schlußendlich im Problemviertel Los Alcarrizos. Die Menschen hier, also wir auch, haben landesweit zum Teil einen schlechten Ruf, z.B. kommt es vor, dass man mit Frauen spricht und sie ein bisschen kennen lernt, wenn diese dann aber herausfinden, dass man aus Los Alcarrizos kommt schlagen sie die Hände über den Kopf und wollen nichts mehr mit dir zu tun haben. Hier gibt es auf jeden fall genügend Kriminelle, Gewalt und Drogendealer, allein seit April wurden hier 5 Menschen auf offener Straße erschossen, an einem Colmado, also Art Supermarkt, klebt sogar noch Blut. Wasser bekommen wir meistens alle 3 Tage, so wie es Leonel, der amtierende Präsident, gerade will. Mit dem Strom läuft es inzwischen besser, das Viertel hat gerade zum Beispiel kein Strom( bezahlen kann ihn sowieso keiner, Leonel regelt das), aber so ab nachts um 22Uhr gibt es wieder für die Nacht Strom, also gut für die Ventilatoren : )). Inzwischen haben wir einen Inversor bekommen, d.h. wir müssten jetzt eigentlich fast immer Strom bekommen.Achja die Beziehungen zu den Nachbarn laufen Dank unseren Vorgängern Manu und Jose auch bestens, einfach sehr viele nette Leute hier und überall laute Musik aus den bunten Häusern, schon auch ein Zeichen für die Lebensfreude hier : ))
Das Projektumfeld: Das Projekt befindet sich im Batey Caballona ( Batey= Armenviertel mit vielen illegalisierten Haitianer), es kommen aber auch Kids aus dem benachbarten La Lechería, beides befindet sich 5 Carrominuten von uns entfernt. Die Menschen dort sind die ärmsten der Dominikanischen Republik, sie haben auch kein fließendes Wasser, oder oft auch gar kein Wasser, Milch wird zum Beispiel per Milliliter Spritze an die Kinder verteilt, so dass es für jeden reicht. Die Aidsrate wird bis zu 20 % geschätzt, die Verhältnisse sind einfach schrecklich. Doch was diese Menschen daraus machen ist umso erstaunlicher, sie freuen sich über jeden Tag ihres meist eher kurzen Lebens, es wird auf den Straßen gequatscht, karibische Musik wie Merengue, Batchata gehört, in Colmados eingekauft und die Zeit in dieser schönen Gegend gelebt. Das sind zumindest meine bisherigen Eindrücke, mal schauen was sich noch verändern wird, bin ja erst seit einer Woche hier. Deswegen kann ich euch noch nicht viel über unsere Erfahrungen mit Workshops und u berichten, lernen gerade erst alles, also auch Stadt, kennen, wollen aber auf jeden Fall gleich mit einem Zahnputzen Workshop und AIDS Workshop anfangen, das ist aber nur die eine Seite unseres sozialen Basisprojekts, in die andere, nämlich die des Sportsozialprojekts sind wir schon wesentlich besser eingelebt, das Fußballtraining mit den Jungs macht einfach Spaß, meistens sind es bis zu 20 Kids im Alter von 12 bis 15 Jahren pro Mannschaft, wir versuchen gerade 4 Mannschaften aufzubauen, also noch eine für kleinere Kids und eine für Frauen. Die Kids sind sowas von motiviert, weil Fußball für sie ein großer Bestandteil ihres Lebens ist und vieles andere schlechte kompensiert. Da kommen wir auch schon zum letzten Teil meines Berichts, welchen ich wohl nur unter emotionalen Einfluss schreiben kann, sonst versuche ich die Situation sachlich wiederzugeben : ))
„Cafe con leche“ Fußballturnier: Warum dieser Name?? Die dominikanische Gesellschaft ist in manchen Teilen sehr rassistisch, also speziell im Umgang mit den Haitianern, welche zum größten Teil afrikanischer Abstammung sind. Da wir hier aber an einem sozialen Brennpunkt wohnen, wo Dominikaner und Haitianer zusammenleben ist dieser Rassismus nicht wirklich zu spüren, ganz im Gegensatz zu manchen Stadtteilen in der Capital. Cafe das sind die schwarzen Haitianer und leche (=Milch) das sind die weißen Dominikaner, ganz so allgemein ist es nicht,aber diese Aufteilung passt in groben Zügen schon. Das Turnier, an dem 8 Mannschaft aus der ganzen Umgebung teilnahmen, war also eine Konfrontation beider Bevölkerungsgruppen, ähnlich wie wenn Israelis und Palästinenser zusammen auf einem Platz Fußballspielen und genau dieses ZUSAMMEN war Programm, was gibt es den eigentlich schöneres wie auf diese spielerisch Art Vorurteile abzubauen und Verständigung zwischen Menschen zu schaffen??
Unser Team war auf jeden Fall sehr erfolgreich, allzu gerne erinnere ich mich an die letzte Minute des Viertelfinales: Junior, ein Kind in unserem Projekt, schoss das entscheidende Tor zum 1:0 und die Bateys Caballona und La Lechería standen Kopf, mindestens 200 Menschen stürmten das Feld und feierten gemeinsam unser Team, was zum Teil aus Dominikanern und Haitianern besteht. Es war ein wunderschön gelungener Start und ein genauso perfekter Abschied für unsere Vorgänger, anbei noch einmal vielen Dank für eure bisherigen Tipps und weitergegebenen Erfahrungen. Schließlich wurden wir Zweiter, aber gewonnen haben eigentlich alle : )) Sogar ein Vertreter des dominikanischen Fußballverbands war da, sowie ein Vertreter der deutschen Botschaft, im landesweiten Fernsehen kamen wir mit diesem Turnier auch : )) Ein ehemaliger Nationalspieler der Dominikanischen Republik haben wir so auch schon als Freund gewonnen, die Komponente Fußball als Vermittlung von Werten wie Teamgeist, Fairness kommt Richtung gut an und wir haben schon zusammen mit unseren Vorgängern neue Visionen, können also jede mögliche Unterstützung gebrauchen, egal ob Bälle für die inzwischen über 50 Kids, Torwarthandschuhe, finanzielles Sponsering oder auch längerfristige Partnerschaften. Hierzu kann ich euch auch gerne noch mehr berichten, bzw. ein Dokument der Vorgänger schicken.
Ok das wars erst einmal, auch für mich eine schöne Reflexion der ersten Tage hier, für euch hoffentlich auch lesenswert dieser erste Bericht, bin für Kritik von euch sehr offen : ))
Im Barrio gibts immer noch kein Strom, weshalb sich das Versenden noch ein bisschen verspäten kann( wenn es welchen gibt springen alle Leute auf die Straße, schreien es rum und freuen sich, ähnlich wie mit dem Wasser), so lange genieße ich noch diese traumhafte Nacht und den karibischen Himmel, sowie meine tolle WG zusammen mit meinen Freiwilligen. Danach ärgere ich mich noch ein bisschen mit dem Moskitos rum und versuche dann in meiner Hängematte zu schlafen, da fällt mir noch ein : 2 der aktuell hier ( damit meine ich unsere WG) 8 wohnenden Personen haben wohl Dengue Fieber, d.h. 8 Tage lang Fieberstöße und grippeähnliche Erscheinungen, ja das Leben ist hier echt gefährlicher, wir passen aber auf einander auf und versuchen unser Bestes um das Projekt nach vorne zu bringen, ein Lächeln oder sogar die Tränen voll Freude der Kinder beim Viertelfinalsieg lassen so einiges hier vergessen und motivieren uns.
Es grüßt euch der unter karibischen Sternenhimmel sitzende, Merengue und Reggeaton hörende,sowie langsam tanzen lernende, also schon richtig gut eingelebte ; )) Thommi
Hoffe euch gehts auch allen gut, lasst mal was hören.
PS: Könnt mich alle sehr gerne besuchen umso die harte Realität dieser Insel kennen zulernen, fernab von Touristen Ressorts und den Angeboten der Tourismusunternehmen
Freitag, 16. November 2007
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