Freitag, 18. Januar 2008

6. Bericht und Weihnachtszeit

Inzwischen haben wir den 18. Januar und ich habe euch leider immer noch nicht den Bericht über meine Erlebnisse während der karibischen Weihnachtsfeierlichkeiten und der letzen Zeit geschickt, dies möchte ich nun aber endlich tun. Genau so möchte ich euch noch ein frohes und gesundes neues Jahr wünschen und hoffe, dass es euch, egal wo auch immer in der Welt verstreut, gut geht und ihr voller Energie und Optimismus in das Jahr 2008 gestartet seid : )) Bitte entschuldigt die Verspätung : ))
Dies hier ist mein 6. Bericht für euch und wie schon in den vorherigen Berichten kann ich euch von einem gut gelaunten Thomas in der Dominikanischen Republik berichten, der weiterhin sehr viel Spaß an der Arbeit und an seinem Projekt hat. Ja genau, mir geht es richtig gut und mit der durch den Urlaub gewonnenen Energie werden wir, also die anderen 2 Freiwilligen und ich, hoffentlich noch so einiges mit unseren Kids in Los Alcarrizos/ Santo Domingo bewegen können und uns noch besser kennen lernen.
Fangen wir also an mit einem Weihnachten wie es wohl gemäß den meisten deutschen Vorstellungen nicht verschiedener verlaufen könnte, da hätten wir zum Beispiel den offiziellen Beginn der Weihnachtszeit: In Deutschland bemerkt man das ja zum Beispiel an den vollgestopften Innenstädten an den Adventswochenenden und an den Millionen von Menschen, welche noch auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken sind. Hier läuft das im Gegensatz dazu viel ruhiger an, denn schon ab dem 17. Oktober, warum an diesem Tag offiziell die Weihnachtszeit beginnt konnte mir bisher leider niemand erklären, nimmt die Anzahl der Lichterketten und der künstlichen Weihnachtsbäume von Tag zu Tag zu. Ja sogar richtige Weihnachtsbäume gibt es hier, nicht etwa geschmückte Palmen, sondern kleine Plastik Tannen befinden sich in den meisten Häusern, welche, wenn es Strom gibt, in den schrillsten Farben die Straßen beleuchten. Strom gibt es um Weihnachten sogar richtig viel, der Präsident stellt ihn dann kostenlos für die ganze Zeit zur Verfügung, ansonsten gibt es weiterhin nur ein paar Stunden Strom am Tag, manchmal aber auch fast gar keinen. Die Wassersituation hat sich in der Weihnachtszeit nicht wirklich verbessert, das heisst: Wir bekommen wie vor dem Tropensturm Noel wieder regelmäßig alle paar Tage Wasser, jedoch ist dieses noch sehr oft verschmutzt.
Spätestens Ende November bemerkt man deutlich wie das Leben auf den Straßen immer geselliger wird, es wird sich abends getroffen um über Baseball, Politik und das Leben zu reden. Spätestens wenn dann Anfang Dezember alle Lichterketten befestigt sind und im Radio Weihnachts- Merengue und Bachata Hits die Hitparade rauf und runter laufen sind große Teile der Bevölkerung in einer Stimmung voll weihnachtlicher Entspannung. Die Musikvielfalt nimmt in dieser Zeit kaum zu, so kann man nur an manchen Texten den Bezug zu Weihnachten hören, europäische Hits wie zum Beispiel ein „Last Christmas“ sucht man hier vergebens : ))
Natürlich trägt auch das karibische Klima und Lebensgefühl zu dieser schönen Atmosphäre in der Weihnachtszeit bei. Bei 25 Grad im Schatten einiger Palmen Bachata zu hören und dabei ein paar lachenden Menschen beim Tanzen zuzusehen während man selbst über die schönen Seiten des Lebens spricht, gibt einem ein komplett anderes Gefühl, es führt auch zu einer gewissen zwischenmenschlichen Wärme, welcher man jeden Tag dank Nachbarn, Projektkindern und vielen Menschen mehr auf den Straßen begegnet, ja auf den Straßen und Galerien vor den Häusern, denn hier verbringt man die meiste Zeit, auch ganz im Gegensatz zu Deutschland, wo man ja auch aufgrund des kalten Wetters eher mehr Zeit zu Hause verbringt und damit vielleicht in manchen Fällen mit weniger sozialen Kontakt zu anderen Menschen.
Die Weihnachtstage an sich laufen dann eher umspektakulär ab, ja gerade zu eintönig, denn es wird einfach mit dem weitergemacht mit dem man zuvor schon begonnen hatte, also mit geselligem Leben und Feiern. Schon Nachmittags geht der erste Rum über die Theke der geöffneten Colmados, Menschen tanzen und lachen und das Ganze dann 3 Tage am Stück. Der großen Mehrheit kann man dann auch deutlich die 3 Tage ansehen, ich möchte gar nicht wissen wie viel Rum in der kompletten Dominikanischen Republik „vernichtet“ wurde : ))
Zum Beispiel haben wir eine nette Bekanntschaft mit einem Politiker gemacht, welcher uns im angetrunken Zustand ganz stolz in sein Haus eingeladen hat um uns dort sein Wahl Plakat zu zeigen, naja und angetrunken ist noch vornehm ausgedrückt ; )) Es genießt also wirklich jeder die Zeit um Weihnachten.
Erwähnenswert ist definitiv auch das Essen in dieser Zeit, den an jeder Straßenecke werden aufgespießte Schweine und Hähnchen angeboten. Schwein ist dabei echt etwas Besonderes im Insel Alltag und man kann sich gar nicht vorstellen wie viel geröstete Schweine an den Straßenecken des Landes hängen und dort warten bis sie von der Bevölkerung verzehrt werden, gerade für Vegetarier und Vegetarierinnen ist es geradezu ein Strafe an diesen Tagen das Haus zu verlassen : ))
Wir haben den 24. Dezember mit unseren Nachbarn verbracht, zu erst waren wir bei Nelson, Junior und Emily, also unseren Lieblingsnachbarn und später ging es dann zu einem leckeren Abendessen in das Haus der amerikanischen Freiwilligen, welche auch bei uns in der „Straße“ wohnen. In gemütlicher Atmosphäre wurde ein bisschen gesungen und zu guter Letzt sogar ein bisschen Geschenke ausgepackt, da jeder von uns jeweils einem anderen ein kleines Geschenk per Los- Verfahren vorbereitet hat. Der Rest des Abends wurde in unserem Haus mit Erholen verbracht.
Erholen mussten wir uns nämlich vom 23. Dezember, den an diesem Tag waren wir mit über 40 Kids am Strand, was unser Weihnachtsgeschenk für unsere Kids war. Für die Mehrheit der Kids war es das erste oder zweite Mal in ihrem Leben, dass sie am Strand waren, also echt etwas Besonderes was man auch schon deutlich an der Vorfreude bemerkte.
Eines Tages kam uns die Idee mit dem Strandtag, da der letzte Strandtag mit den ehemaligen Freiwilligen auch schon ein Erfolg war, und so beschlossen wir das Ganze zu Weihnachten zu machen. Innerhalb weniger Tage wussten es dann auch alle, trotzdem wollten wir im Vorfeld noch mit allen Eltern oder Erziehungsberechtigten, Geschwistern, Verwandtschaft,... sprechen, einige unserer Spieler haben ja bereits leider keine Eltern mehr. Schon diese Informationstour durch „Caballona“ und durch „La Lecheria“ war ein großer Erfolg, die Gespräche und Begegnungen sehr prägend und berührend, rund um eine „wunderschöne“ Erfahrung mit welch tollen und starken Menschen wir die Zeit verbringen, ich bin wirklich sehr stolz darauf, dass ich mit diesen Menschen zusammen leben darf und auf das was sie aus ihren sehr schwierigen Situationen und Schicksalen machen und mit welcher Energie, Gastfreundlichkeit und Wärme sie uns empfangen haben. Genau so stolz bin ich auf unsere Kids, ich bin sehr froh dass ich mit ihnen zusammen arbeiten kann und dass ich von ihnen hoffentlich sehr viel für mein Leben mitnehmen kann und sie auch einiges von mir lernen können. An sich hätten die Eindrücke und die Gefühle dieser Tour schon einen Bericht verdient, vor allem auch die Bilder lachender Menschen die sich tief in meine Erinnerungen geprägt haben, auch wenn sie diesen Bericht nicht lesen werden: Danke : ))
Der Tag an sich lief ein bisschen chaotisch ab. Zwei Wochen vorher sah alles noch nach einem entspannten Tag am Strand aus, ein Fußballspiel war organisiert und das Essen in einem befreundeten Projekt in der Nähe des Strandes ging auch klar. 2 Tage vorher dann der Anruf, dass etwas dazwischen gekommen sei und so kein Spiel und kein Essen möglich wäre. Mit unser durchweg positiven Einstellung und mit dem Vertrauen auf unser Improvisationstalent machten wir uns dann also um 8 Uhr am 23. Dezember mit knapp 40 Kids auf in Richtung Strand. Nachdem relativ schnell ein passender Strand gefunden wurde, an dem die Kids sicher waren und nicht allzu viele andere Strandbesucher waren, machte ich mich auch sofort auf den Weg um etwas zum Essen zu organisieren, was für so eine große Anzahl doch relativ schwierig war. Die anderen zwei Freiwilligen passten so lange am Strand auf die Kinder auf. Dank meiner zwei anderen Begleiter, dem Fahrer unserer Guagua ( Kleinbus) und seinem Kumpel, konnten wir relativ schnell einen „Comedor“ finden, also eine Art Bistro. Nach kurzen Verhandlungen konnte ich dann mit erleichterter Stimmung an den Strand zurück kehren. Ein Fußball-Spiel konnten wir dann leider nicht mehr organisieren, den Kids hat es trotzdem gefallen und einige waren auch froh, denn sie zogen es vor bei der Hitze am Strand die Zeit zu verbringen, was man ja verstehen kann : )) Nach dem Essen und einem schönen Tag am Strand stiegen dann alle sichtlich müde in die Guagua ein um wieder zurück zu fahren, den ersten viel dabei schon nach wenigen Minuten die Augen zu : )) Einige Eindrücke dieses Tage gibt es durch die mitgeschickten Bilder.
Mit diesem persönlichen Highlight ist dann auch schon die Geschichte unserer persönlichen karibischen Weihnachtsgeschichte erzählt. Am 26. Dezember sind wir dann in unseren wohl verdienten Urlaub gestartet. Leider hatte ich zur Jahreswende hin ein paar Probleme mit dem Zustand meiner Füße, doch inzwischen bin ich wieder gesund und konnte auch die letzte Woche schon wieder ohne Probleme im Projekt arbeiten und zum Beispiel ein Fußballtraining leiten. Im Projekt läuft es inzwischen auch wieder normal ab, denn die erste Woche war doch sehr chaotisch. Um dies zu verdeutlichen muss ich euch nur die Tatsache erzählen, dass in der ersten Woche auch ein Großteil der Schulstunden nicht stattfand, da die Schüler und Schülerinnen einfach nicht gekommen sind. Nach 2 Wochen Ferien hat sich wohl die Mehrheit erst wieder langsam an die Schule gewöhnen wollen und so wurde der Unterricht kaum besucht. In unserem Projekt lief es ähnlich, aber jetzt sind wieder alle da und wir können in das neue Jahr durchstarten.
Vorschau: Im nächsten Bericht werde ich euch ein bisschen über unsere Erlebnisse fernab von unserem Projekt erzählen, ganz konkret geht es über ein paar andere wunderschöne Orte dieser Insel, über die Halbinsel „Samana“ und dem internationalen Aussteiger- Ort „Cabarete“, welcher auch als Surfer- Paradies bekannt ist, sowie über „Nagua“, der Stadt in der sich die anderen Freiwilligen der Dominikanischen Republik befinden.
Auf diesen Bericht müsst ihr nicht so lange warten, da einfach keine Urlaubs- und vor allem Reisezeit wie bei diesem Bericht dazwischen kommt. Ich hoffe ihr hattet dennoch euren Spaß an dieser kurzen Beschreibung von einem karibischen Weihnachten und von meiner letzten Zeit, es handelt sich dabei wirklich um meine persönliche Weihnachtsgeschichte und ich kann euch leider nichts darüber berichten wie zum Beispiel die Menschen in der Innenstadt von Santo Domingo Weihnachten gefeiert haben, ihnen geht es doch zum Großteil finanziell deutlich besser und ich könnte mir vorstellen, dass sich dies auch auf ihre Art Weihnachten zu feiern auswirkt. Auch am 6. Januar, dem „offiziellen Geschenketag“ auf der Insel,also nicht wie in Deutschland der 24. oder 25. Dezember, werden wohl dort die Geschenke deutlich größer ausgefallen sein als hier.
Das war er also mein 6. Bericht, ich hoffe ihr fandet ihn interessant und seit schon gespannt auf den nächsten Bericht, der bald kommen wird. Ich wünsch euch bis dahin eine schöne Zeit und viel Spaß, macht es gut und lasst etwas von euch hören
Thommi

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