Freitag, 18. Januar 2008

6. Bericht und Weihnachtszeit

Inzwischen haben wir den 18. Januar und ich habe euch leider immer noch nicht den Bericht über meine Erlebnisse während der karibischen Weihnachtsfeierlichkeiten und der letzen Zeit geschickt, dies möchte ich nun aber endlich tun. Genau so möchte ich euch noch ein frohes und gesundes neues Jahr wünschen und hoffe, dass es euch, egal wo auch immer in der Welt verstreut, gut geht und ihr voller Energie und Optimismus in das Jahr 2008 gestartet seid : )) Bitte entschuldigt die Verspätung : ))
Dies hier ist mein 6. Bericht für euch und wie schon in den vorherigen Berichten kann ich euch von einem gut gelaunten Thomas in der Dominikanischen Republik berichten, der weiterhin sehr viel Spaß an der Arbeit und an seinem Projekt hat. Ja genau, mir geht es richtig gut und mit der durch den Urlaub gewonnenen Energie werden wir, also die anderen 2 Freiwilligen und ich, hoffentlich noch so einiges mit unseren Kids in Los Alcarrizos/ Santo Domingo bewegen können und uns noch besser kennen lernen.
Fangen wir also an mit einem Weihnachten wie es wohl gemäß den meisten deutschen Vorstellungen nicht verschiedener verlaufen könnte, da hätten wir zum Beispiel den offiziellen Beginn der Weihnachtszeit: In Deutschland bemerkt man das ja zum Beispiel an den vollgestopften Innenstädten an den Adventswochenenden und an den Millionen von Menschen, welche noch auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken sind. Hier läuft das im Gegensatz dazu viel ruhiger an, denn schon ab dem 17. Oktober, warum an diesem Tag offiziell die Weihnachtszeit beginnt konnte mir bisher leider niemand erklären, nimmt die Anzahl der Lichterketten und der künstlichen Weihnachtsbäume von Tag zu Tag zu. Ja sogar richtige Weihnachtsbäume gibt es hier, nicht etwa geschmückte Palmen, sondern kleine Plastik Tannen befinden sich in den meisten Häusern, welche, wenn es Strom gibt, in den schrillsten Farben die Straßen beleuchten. Strom gibt es um Weihnachten sogar richtig viel, der Präsident stellt ihn dann kostenlos für die ganze Zeit zur Verfügung, ansonsten gibt es weiterhin nur ein paar Stunden Strom am Tag, manchmal aber auch fast gar keinen. Die Wassersituation hat sich in der Weihnachtszeit nicht wirklich verbessert, das heisst: Wir bekommen wie vor dem Tropensturm Noel wieder regelmäßig alle paar Tage Wasser, jedoch ist dieses noch sehr oft verschmutzt.
Spätestens Ende November bemerkt man deutlich wie das Leben auf den Straßen immer geselliger wird, es wird sich abends getroffen um über Baseball, Politik und das Leben zu reden. Spätestens wenn dann Anfang Dezember alle Lichterketten befestigt sind und im Radio Weihnachts- Merengue und Bachata Hits die Hitparade rauf und runter laufen sind große Teile der Bevölkerung in einer Stimmung voll weihnachtlicher Entspannung. Die Musikvielfalt nimmt in dieser Zeit kaum zu, so kann man nur an manchen Texten den Bezug zu Weihnachten hören, europäische Hits wie zum Beispiel ein „Last Christmas“ sucht man hier vergebens : ))
Natürlich trägt auch das karibische Klima und Lebensgefühl zu dieser schönen Atmosphäre in der Weihnachtszeit bei. Bei 25 Grad im Schatten einiger Palmen Bachata zu hören und dabei ein paar lachenden Menschen beim Tanzen zuzusehen während man selbst über die schönen Seiten des Lebens spricht, gibt einem ein komplett anderes Gefühl, es führt auch zu einer gewissen zwischenmenschlichen Wärme, welcher man jeden Tag dank Nachbarn, Projektkindern und vielen Menschen mehr auf den Straßen begegnet, ja auf den Straßen und Galerien vor den Häusern, denn hier verbringt man die meiste Zeit, auch ganz im Gegensatz zu Deutschland, wo man ja auch aufgrund des kalten Wetters eher mehr Zeit zu Hause verbringt und damit vielleicht in manchen Fällen mit weniger sozialen Kontakt zu anderen Menschen.
Die Weihnachtstage an sich laufen dann eher umspektakulär ab, ja gerade zu eintönig, denn es wird einfach mit dem weitergemacht mit dem man zuvor schon begonnen hatte, also mit geselligem Leben und Feiern. Schon Nachmittags geht der erste Rum über die Theke der geöffneten Colmados, Menschen tanzen und lachen und das Ganze dann 3 Tage am Stück. Der großen Mehrheit kann man dann auch deutlich die 3 Tage ansehen, ich möchte gar nicht wissen wie viel Rum in der kompletten Dominikanischen Republik „vernichtet“ wurde : ))
Zum Beispiel haben wir eine nette Bekanntschaft mit einem Politiker gemacht, welcher uns im angetrunken Zustand ganz stolz in sein Haus eingeladen hat um uns dort sein Wahl Plakat zu zeigen, naja und angetrunken ist noch vornehm ausgedrückt ; )) Es genießt also wirklich jeder die Zeit um Weihnachten.
Erwähnenswert ist definitiv auch das Essen in dieser Zeit, den an jeder Straßenecke werden aufgespießte Schweine und Hähnchen angeboten. Schwein ist dabei echt etwas Besonderes im Insel Alltag und man kann sich gar nicht vorstellen wie viel geröstete Schweine an den Straßenecken des Landes hängen und dort warten bis sie von der Bevölkerung verzehrt werden, gerade für Vegetarier und Vegetarierinnen ist es geradezu ein Strafe an diesen Tagen das Haus zu verlassen : ))
Wir haben den 24. Dezember mit unseren Nachbarn verbracht, zu erst waren wir bei Nelson, Junior und Emily, also unseren Lieblingsnachbarn und später ging es dann zu einem leckeren Abendessen in das Haus der amerikanischen Freiwilligen, welche auch bei uns in der „Straße“ wohnen. In gemütlicher Atmosphäre wurde ein bisschen gesungen und zu guter Letzt sogar ein bisschen Geschenke ausgepackt, da jeder von uns jeweils einem anderen ein kleines Geschenk per Los- Verfahren vorbereitet hat. Der Rest des Abends wurde in unserem Haus mit Erholen verbracht.
Erholen mussten wir uns nämlich vom 23. Dezember, den an diesem Tag waren wir mit über 40 Kids am Strand, was unser Weihnachtsgeschenk für unsere Kids war. Für die Mehrheit der Kids war es das erste oder zweite Mal in ihrem Leben, dass sie am Strand waren, also echt etwas Besonderes was man auch schon deutlich an der Vorfreude bemerkte.
Eines Tages kam uns die Idee mit dem Strandtag, da der letzte Strandtag mit den ehemaligen Freiwilligen auch schon ein Erfolg war, und so beschlossen wir das Ganze zu Weihnachten zu machen. Innerhalb weniger Tage wussten es dann auch alle, trotzdem wollten wir im Vorfeld noch mit allen Eltern oder Erziehungsberechtigten, Geschwistern, Verwandtschaft,... sprechen, einige unserer Spieler haben ja bereits leider keine Eltern mehr. Schon diese Informationstour durch „Caballona“ und durch „La Lecheria“ war ein großer Erfolg, die Gespräche und Begegnungen sehr prägend und berührend, rund um eine „wunderschöne“ Erfahrung mit welch tollen und starken Menschen wir die Zeit verbringen, ich bin wirklich sehr stolz darauf, dass ich mit diesen Menschen zusammen leben darf und auf das was sie aus ihren sehr schwierigen Situationen und Schicksalen machen und mit welcher Energie, Gastfreundlichkeit und Wärme sie uns empfangen haben. Genau so stolz bin ich auf unsere Kids, ich bin sehr froh dass ich mit ihnen zusammen arbeiten kann und dass ich von ihnen hoffentlich sehr viel für mein Leben mitnehmen kann und sie auch einiges von mir lernen können. An sich hätten die Eindrücke und die Gefühle dieser Tour schon einen Bericht verdient, vor allem auch die Bilder lachender Menschen die sich tief in meine Erinnerungen geprägt haben, auch wenn sie diesen Bericht nicht lesen werden: Danke : ))
Der Tag an sich lief ein bisschen chaotisch ab. Zwei Wochen vorher sah alles noch nach einem entspannten Tag am Strand aus, ein Fußballspiel war organisiert und das Essen in einem befreundeten Projekt in der Nähe des Strandes ging auch klar. 2 Tage vorher dann der Anruf, dass etwas dazwischen gekommen sei und so kein Spiel und kein Essen möglich wäre. Mit unser durchweg positiven Einstellung und mit dem Vertrauen auf unser Improvisationstalent machten wir uns dann also um 8 Uhr am 23. Dezember mit knapp 40 Kids auf in Richtung Strand. Nachdem relativ schnell ein passender Strand gefunden wurde, an dem die Kids sicher waren und nicht allzu viele andere Strandbesucher waren, machte ich mich auch sofort auf den Weg um etwas zum Essen zu organisieren, was für so eine große Anzahl doch relativ schwierig war. Die anderen zwei Freiwilligen passten so lange am Strand auf die Kinder auf. Dank meiner zwei anderen Begleiter, dem Fahrer unserer Guagua ( Kleinbus) und seinem Kumpel, konnten wir relativ schnell einen „Comedor“ finden, also eine Art Bistro. Nach kurzen Verhandlungen konnte ich dann mit erleichterter Stimmung an den Strand zurück kehren. Ein Fußball-Spiel konnten wir dann leider nicht mehr organisieren, den Kids hat es trotzdem gefallen und einige waren auch froh, denn sie zogen es vor bei der Hitze am Strand die Zeit zu verbringen, was man ja verstehen kann : )) Nach dem Essen und einem schönen Tag am Strand stiegen dann alle sichtlich müde in die Guagua ein um wieder zurück zu fahren, den ersten viel dabei schon nach wenigen Minuten die Augen zu : )) Einige Eindrücke dieses Tage gibt es durch die mitgeschickten Bilder.
Mit diesem persönlichen Highlight ist dann auch schon die Geschichte unserer persönlichen karibischen Weihnachtsgeschichte erzählt. Am 26. Dezember sind wir dann in unseren wohl verdienten Urlaub gestartet. Leider hatte ich zur Jahreswende hin ein paar Probleme mit dem Zustand meiner Füße, doch inzwischen bin ich wieder gesund und konnte auch die letzte Woche schon wieder ohne Probleme im Projekt arbeiten und zum Beispiel ein Fußballtraining leiten. Im Projekt läuft es inzwischen auch wieder normal ab, denn die erste Woche war doch sehr chaotisch. Um dies zu verdeutlichen muss ich euch nur die Tatsache erzählen, dass in der ersten Woche auch ein Großteil der Schulstunden nicht stattfand, da die Schüler und Schülerinnen einfach nicht gekommen sind. Nach 2 Wochen Ferien hat sich wohl die Mehrheit erst wieder langsam an die Schule gewöhnen wollen und so wurde der Unterricht kaum besucht. In unserem Projekt lief es ähnlich, aber jetzt sind wieder alle da und wir können in das neue Jahr durchstarten.
Vorschau: Im nächsten Bericht werde ich euch ein bisschen über unsere Erlebnisse fernab von unserem Projekt erzählen, ganz konkret geht es über ein paar andere wunderschöne Orte dieser Insel, über die Halbinsel „Samana“ und dem internationalen Aussteiger- Ort „Cabarete“, welcher auch als Surfer- Paradies bekannt ist, sowie über „Nagua“, der Stadt in der sich die anderen Freiwilligen der Dominikanischen Republik befinden.
Auf diesen Bericht müsst ihr nicht so lange warten, da einfach keine Urlaubs- und vor allem Reisezeit wie bei diesem Bericht dazwischen kommt. Ich hoffe ihr hattet dennoch euren Spaß an dieser kurzen Beschreibung von einem karibischen Weihnachten und von meiner letzten Zeit, es handelt sich dabei wirklich um meine persönliche Weihnachtsgeschichte und ich kann euch leider nichts darüber berichten wie zum Beispiel die Menschen in der Innenstadt von Santo Domingo Weihnachten gefeiert haben, ihnen geht es doch zum Großteil finanziell deutlich besser und ich könnte mir vorstellen, dass sich dies auch auf ihre Art Weihnachten zu feiern auswirkt. Auch am 6. Januar, dem „offiziellen Geschenketag“ auf der Insel,also nicht wie in Deutschland der 24. oder 25. Dezember, werden wohl dort die Geschenke deutlich größer ausgefallen sein als hier.
Das war er also mein 6. Bericht, ich hoffe ihr fandet ihn interessant und seit schon gespannt auf den nächsten Bericht, der bald kommen wird. Ich wünsch euch bis dahin eine schöne Zeit und viel Spaß, macht es gut und lasst etwas von euch hören
Thommi

5. Bericht und Sport

Nun habt ihr also meinen 5. Bericht vor Euch liegen, dieses Mal versuche ich euch einen Einblick in die schönste Nebensache der Welt und natürlich auch auf dieser Insel zu geben: Dem Sport : ))
Vieles ist hier von dem nördlichen Nachbarn den USA beeinflusst oder hat sich durch US-Amerikanische Besatzung im Laufe der letzten Jahrzehnte entwickelt. Im Bereich „Sport“ kann man wohl noch die größten Einflüsse dieser vergangenen Zeiten sehen, so ist Baseball die Sportart Nummer 1 hier auf der Insel, gefolgt von der Nummer 2 Basketball. Nur in ganz wenigen Teilen der Dominikanischen Republik spielt Fußball überhaupt eine Rolle und wird dann zum größten Teil von haitianischen Migranten gespielt. Eine inzwischen durch den Tourismus populär gemachte Sportart, die man in fast allen Teilen der Dominikanischen Republik ausüben kann, ist Golf, jedoch spielt dieser Sport weiterhin nur beim Tourismus eine Rolle. Andere „Sportarten“ die im Zusammenhang mit dem Tourismus zu sehen sind, sind zum Beispiel Reiten, Rafting und verschiedene Arten des Surfen. Im Gegenteil dazu ist zum Beispiel Fahrrad Fahren bei der ländlichen dominikanischen Bevölkerung weit verbreitet, wo es aber vor allem der Fortbewegung dient.
Wer sich jetzt fragt warum ich euch nichts über Weihnachten in der Karibik erzähle,den muss ich auf den 25. oder 26. Dezember vertrösten, denn dann bekommt ihr, wenn alles planmäßig klappt, den 6. Bericht, der sich um Weihnachten drehen wird.
Sport:
Um euch also den versprochenen Einblick in das Thema liefern zu können werde ich in diesem Bericht ein paar Sportarten, welche hier in der Dominikanischen Republik, sowie in meinem Leben, die größte Rolle spielen, vorstellen und versuchen sie euch mit ein paar interessanten Hintergrundinformationen und Geschichten näher zu bringen.
Da haben wir zum Beispiel die Sportart Nummer 1 in Deutschland „Fussball“, welche hier als Bestandteil unseres Projekts natürlich die größte Rolle spielt, landesweit aber kaum Bedeutung findet. Es gibt eine funktionierende Liga, welche von März bis Oktober ausgespielt wird und an der knapp 10 Mannschaften teilnehmen. In dieser „ersten“ dominikanischen Liga gibt es sogar gewisse Standards und Regelmäßigkeiten, ganz im Gegensatz zum restlichen eher informellen Fußballsport, dennoch gibt es zum Bespiel nicht wirklich mannschaftsbezogene Trikots. Der Meister des letzten Jahres „ Barcelona“ hat nicht nur den Namen des spanischen Kultvereins geklaut, sondern spielt auch mit den den gleichenTrikots wie die Katalanen. Spätestens wenn man nicht in diesem ersten Liga Umfeld tätig ist, sieht man wie chaotisch und wie schwierig es ist hier ein kleines Turnier zu organisieren, geschweige denn eine funktionierende Liga zu starten. Unsere Vorgänger können über dieses Thema aus erster Hand berichten und mussten oftmals feststellen wie viel Frustrationstoleranz man während so einem Freiwilligen Sozialen Jahr im Ausland benötigen kann. Bestes Beispiel war die Organisation des wirklich wunderschönen und emotionalen „Cafe con leche“- Abschiedsturniers der beiden: Zu erst eine kleine Erklärung der Turniernamens, welcher, wenn man Spanisch kann und das soziale Umfeld unseres Projekts kennt, sehr zutreffend ist: „Cafe“ ist einfach nur Kaffee, welcher ja schwarz ist und die Haitianer symbolisiert, die in unserem Projekt sind und mit uns zusammen leben. „leche“ bedeutet Milch und steht für die Dominikaner, welche eher weiß sind. Das Wort „con“ heisst „mit“ so ergibt sich Kaffee mit Milch, Schwarz mit Weiß, Haitianer mit Dominikanern. Genau für das steht unser Projekt für ein Zusammenleben von Haitianern und Dominikanern fernab von rassistischen Vorurteilen oder von Grenzen aufgrund der Hauptfarbe oder von Herkunft.
Kommen wir wieder zum ursprünglichen Thema: Für besagtes Fußballturnier wurden 20 Jugend- Mannschaften angefragt, von denen schließlich über 10 im ersten Moment zugesagt haben. Im Laufe der Zeit haben sich dann aber noch einige anders entschieden und abgesagt, z.B. auch eine Mannschaften, welche erst am Tag vor den Turnier abgesagt hat. Hier zeigt sich also deutlich die Unzuverlässigkeit im hiesigen Fußballsport, dennoch konnte am Ende ein wirklich schönes Turnier mit 8 Jugendmannschaften aus allen möglichen Bevölkerungsschichten der Hauptstadt durchgeführt werden. Einen großen Anteil daran hat auch Pascacio, der Fußballbeauftragte des Landes und einer unserer besten Freunde, welcher spontan noch eine zusätzliche Mannschaft organisieren konnte. Einziger Wermutstropfen dieses Turniers voller positiven Begegnungen zwischen verschiedenster Menschen war die Niederlage unserer Jungs im Finale gegen eine der reichsten Privatschulen der Stadt.
Dieser informelle Charakter des Jugendfußballs steht auch bei den Erwachsenen an der Tagesordnung, sprich es gibt kaum Strukturen um Fußball zu spielen. Unsere Trainingseinheiten finden zum Beispiel auf einem Baseball- Spielfeld statt, welche man hier wirklich in jedem noch so kleinen Dorf finden kann, dazu später aber mehr. Ein weiterer interessanter Aspekt ist die „Ausrüstung“ der Spieler, welche beim Großteil unserer Kids noch nicht einmal Schuhe oder Hosen umfasst, ganz klar spielt hier aber auch die Armut unseres Projektumfelds die größere Rolle, deswegen spielen viele Kids barfüßig, ohne Hosen oder manchmal auch mit Jeans, welche aber normalerweise zur Schuluniform gehört und da man mit einer dreckigen oder kaputten Schuluniform nicht am Unterricht teilnehmen kann, versuchen wir das Spielen in Jeans zu unterbinden.
Leonell, so heisst der amtierende Präsident der Dominikanischen Republik, hat sich in den Medien vor 2 Monaten noch auf folgende Art und Weise geäussert: Er meinte, dass es sein Traum wäre in wenigen Jahren solch einen Zauberfußball zu spielen wie die Brasilianer. Das man davon aber noch meilenweit entfernt ist, könnt ihr euch nun hoffentlich durch meinen kleinen Einblick vorstellen. Die einzigen Hoffnungsschimmer am Horizont dieses Ziel irgendwann wenigstens ein bisschen zu erreichen und um unter den besten 100 Fußball Nationalmannschaften dieser Welt zu stehen ( Im Moment sind sie die Nummer 147) sind die immigrierten Haitianer, für diese spielt Fußball eine viel wichtigere Rolle. Warum dies so ist, kann ich mir bisher nicht wirklich erklären, bestimmt ist es aber zum Teil auf nicht vorhandene US- Amerikanischen Einflüsse zurückzuführen, den Haiti stand im Gegensatz zu der Dominikanischen Republik nie unter US- Amerikanischer Besatzung.

Was für die Kinder in den Favelas, also den Armenvierteln von Rio de Janeiro in Brasilien, der Fußball ist, ist hier der Baseball. Baseball ist hier mehr als „nur“ ein Sport, es gehört zu diesem Land einfach dazu und bedeutet für die armen Teile der Bevölkerung die einzige Chance aus Armut und Elend zu entkommen. Schätzungsweise gibt es weltweit über 600 professionell spielende Dominikaner, die Mehrheit davon spielt in der US- Amerikanischen Profi- Liga und verdient Millionen von Dollar. Baseball ist hier allgegenwärtig, es wird an jeder Straßenecke gespielt, egal ob mit improvisierten Schlägern aus Holzstangen oder Plastikflaschen und an den Fahnen, welche fast an jedem Auto befestigt sind, kann man auch schnell die Vereinszugehörigkeit feststellen. Die größten Rivalitäten gibt es zwischen den 2 Hauptstadt- Vereinen „Licey“ und „Escogidos“, sowie aufgrund der geographischen Lage und dem Kampf zwischen den 2 größten Städten und den besten Mannschaften zwischen „Licey“ und „Aguilas“ aus Santiago, der zweitgrößten Stadt nach Santo Domingo. Wir 3 Freiwillige haben eigentlich gar keine andere Wahl als „Licey“ zu unterstützen, da alle unsere Nachbaren und auch die Menschen aus unserem Projektumfeld stolze „Licey“- Anhänger sind. Außerdem ist der Besitzer, auf dessen Baseball- Feld wir trainieren, auch „Licey“ Fan und würde wohl gar keine andere Mannschaft akzeptieren : ))
Die Liga, der 8 Vereine angehören, geht Anfang Januar in die Endspielrunde und „Licey“ hat sich erwartungsgemäß schon qualifiziert. Hoffentlich finden wir dann auch mehr Zeit um noch ein paar Spiele mit wohl bis zu 25 000 Zuschauern zu besuchen. Bisher konnten wir nur ein Spiel besuchen, welches dann auch noch verloren wurde. Dennoch war es eine schöne Erfahrung zusammen mit unseren Nachbarn unsere Mannschaft zu unterstützen und natürlich in den Pausen das Ganze Drumherum zu erleben, die 4 Stunden, ja so lange dauert ein Baseball Spiel im Durchschnitt, haben sich auf jeden Fall gelohnt und haben Lust auf mehr gemacht.
Gerade auch beim Baseball kann man hier in der Dominikanischen Republik sehr gut feststellen wie Sport die Integration von Menschen fördern kann, was wir auch fast jeden Tag persönlich erleben, vor allem wenn uns jemand im Supermarkt oder wo auch immer auf unsere „Licey“- Mützen anspricht. So entstanden schon einige interessante Gespräche und Begegnungen, die Menschen finden es gut und schenken uns Respekt, wenn sie sehen wie wir uns auf ihre Kultur und Lebensweise einlassen und dazu gehört einfach Baseball dazu.
Eine weitere interessante Frage ist, wie es überhaupt zu diesem Baseball verrücktem Zustand gekommen ist: Die Dominikanische Republik wurde im Laufe des letzten Jahrhunderts einige Mal von US- Amerikanischen Militärs aufgesucht und besetzt, zum Beispiel um so korrupte und verbrecherisch Regierungen zu stürzen und um politische Stabilität ins Land zu bringen. Im Laufe dieser Besatzungen wurde immer mehr kulturelle Einflüsse aus den großem Nachbarstaaten wahrgenommen und zum Teil bis heute fortgeführt, ein weiteres Beispiel hierfür ist die Benennung der wohl 4 größten Straßen der Hauptstadt Santo Domingo, sie heißen Kennedy, Washington, Churchill, Lincoln, allesamt benannt nach US- Amerikanischen Präsidenten. Die Baseball Verrücktheit der Dominikanischen Republik ist also auf die Baseballverrücktheit der Vereinigten Staaten und dessen Einfluss zurückzuführen.
Um mein Empfinden in prägnante Worte zu fassen: Die Dominikaner wollen im Gegensatz zu den Deutschen kein Fußballprofi im Kindesalter werden : )), sondern sehen ihre Zukunft im Baseball, was für viele die einzige Chance für einen sozialen Aufstieg ist, deswegen kann man zurecht sagen „ Mit Baseball in eine bessere Zukunft“. Außerdem wird es wohl so sein, dass die Mehrheit der hiesigen Bevölkerung wohl eher sämtliche Baseball- Spieler ihrer Mannschaft in und auswendig kennt als Namen der Präsidentschaftskandidaten : )) Ob das einige traurige Tatsache in so einem doch noch relativ korrupt geführten Land wie der Dominikanischen Republik ist oder nicht, soll jeder für sich selbst entscheiden. Den Menschen macht es auf jeden Fall Spaß und für den ein oder anderen ist es wohl neben karibischer Musik und dominikanischen Rum einer der wenigen Lichtblicke in seinem Leben.

Am Ende dieses Berichts ist nun die Zeit gekommen euch wunderschöne und gesunde Weihnachten zu wünschen. Natürlich hoffe ich, dass all eure Weihnachtswünsche in Erfüllung gehen. Noch viel mehr am Herzen liegt mir aber der Wunsch, dass ihr in dieser eigentlich doch so stressigen Zeit, bestes Beispiel wohl die vollen Innenstädte und Kaufhäuser kurz vor Weihnachten, die normalerweise doch so besinnliche Stimmung nicht vergesst und dass ihre schöne und ruhige Stunden zusammen mit den Menschen verbringen könnt, die ihr liebt und wertschätzt, sei es zusammen in einem Zimmer sitzend und über die Welt redend oder „nur“ in Gedanken mit euch selbst.
Morgen geht es zusammen mit unseren Projektkindern an den Strand !!!!, worauf ich mich schon sehr freue und unsere Kids wohl noch mehr : ))
Die eigentliche Weihnachtsmail von mir liegt hoffentlich pünktlich am 25. Dezember in eurem Online Postfach. Freue mich über jedes Lebenszeichen von euch und hoffe, dass es auch allen mindestens so gut geht wie mir hier : ))
Die alten Berichte gibt es jetzt auch unter meinem Blog zu lesen, Adresse siehe unten. Ein Vorsatz für das Jahr 2008 wird auf jeden Fall sein, euch mit mehr Bildmaterial zu versorgen ; ))

Weihnachtliche und zufriedene Grüße aus der Karibik wünscht euch euer

Thommi